Zeit für mich - Zeit für Gott

Das Sonntagsevangelium vom 5. Sonntag in der österlichen Zeit (Joh 15,1-8) stellt Jesus im Bild des Weinstocks vor. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. (…) Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ Getrennt von Jesus sein, das bedeutet: Ohne Gottvertrauen mit Gott und der Welt und sich selbst zurechtkommen wollen. Was würde das heißen? Ohne Gottvertrauen leben bedeutet: misstrauisch sein müssen, voller Angst, zu kurz zu kommen und immer in Angst um den eigenen Anteil an allem gebracht zu werden. Ohne Güte leben heißt: alles, was ich gut meine und auch gut mache, wird als selbstverständlich und ohne ein Wort des Dankes hingenommen. Darum ist keine Übertreibung des Evangeliums, wenn Jesus sagt: Wer nicht in mir bleibt – also: wer ohne Gottvertrauen und Güte lebt, der wird wie eine unfruchtbare Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Die Trennung von Jesus ist für den, der Jesus als maßgeblich für das Menschlichsein erkannt hat, nicht vorstellbar. Dass uns das nicht geschieht, dazu sind wir Kirche: Durch unser gemeinsames Hören, Beten und Feiern und auch durch unser Glaubenszeugnis füreinander vertiefen und festigen wir die Verbundenheit mit Jesus Christus. Und umgekehrt: Durch diese Verbundenheit mit ihm sind wir Kirche. Mehr braucht es dazu nicht. Aber das braucht es unbedingt.

Stefan Notz