10.04.2016
Weihbischof Theising spricht Sonntagsworte

Weihbischof Theising am Sonntag im Kapitelsaal
In Vertretung für den langfristig erkrankten Weihbischof Dieter Geerlings sprach am Sonntag Weihbischof Wilfried Theising die SonntagsWorte im Dom. In seinem Glaubenszeugnis während des Gottesdienstes und im anschließenden Vortrag im Kapitelsaal näherte er sich dem Thema der Reihe, der Barmherzigkeit.
Im Glaubenszeugnis während der hl. Messe stand die Barmherzigkeit im Angesicht von Sterben und Tod im Mittelpunkt der Ausführungen. Ausgehend von sehr persönlichen Erlebnissen verdeutlichte Theising, wie wichtig es ist, im pastoralen Dienst zu den Sterbenden und Kranken zu gehen. In solchen Situationen könne der Priester „Mut machen, trösten, aber auch Fragen beantworten.“
Das sei eine große Herausforderung, komme aber der Barmherzigkeit sehr nahe, von der Jesus spreche. Es biete auch die Möglichkeit zur Konfrontation mit dem eigenen Leben und Sterben: „Kann ich das wirklich glauben, was ich als Priester zu verkünden habe?“, fragte Theising.
Der Weihbischof verwies dabei nicht nur auf pastoral Tätige, sondern erwähnte explizit auch die Mitarbeiter bei den Hospiz-Diensten, die sich ganz bewusst in solche Situationen begäben und barmherzig tätig seien.
Zum Schluss seiner Ausführungen betonte Theising, dass Barmherzigkeit ein Wort für den Alltag sein muss: „Halten Sie Ausschau nach Mitmenschen in Not, die den Blick der Barmherzigkeit gebrauchen können.“ Aus dem Blick muss dann die Frage erwachsen, wie man helfen kann und letztendlich muss dann das Handeln kommen. „Das wäre wunderschön.“
Bei der Fortsetzung der SonntagsWorte im Kapitelsaal widmete sich Weihbischof Theising dann der organisierten Caritas. „Was tut die Kirche, wenn es um Barmherzigkeit geht?“ Wilfried Theising erläuterte die historische Entwicklung der institutionalisierten Hilfe für Alte und Kranke im Bistum Münster. Er stellte fest, dass dieses historische Erbe dafür verantwortlich sei dass es mit 60 katholischen Krankenhäusern im Bistum Münster doppelt so viele gebe wie in ganz Bayern.
Die Kirche steht natürlich in einem Wettbewerb und muss auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten handeln. „Die Kirche steht auch unter einem Kostendruck.“ Allerdings dürfe man nicht vergessen, was in kirchlichen Einrichtungen im Mittelpunkt stehen muss: „Oberste Priorität: Es geht um Menschenwürde!“
Der Weihbischof stellte heraus, dass es auch wichtig sei, dass die Kirche im System vertreten sei, um mitreden zu können. Nur so fände man Gehör in der Gesellschaft.
Die örtliche Caritas fand in den Ausführungen ebenfalls Erwähnung. Sie habe die wesentliche Verankerung in den Pfarreien. So werde der Caritasverband Moers – Xanten von den Pfarreien des Dekanates getragen. „Sie arbeiten in unserem Namen, verdienen unsere Unterstützung.“
Zum Abschluss seines Vortrags verdeutlichte Weihbischof Wilfried Theising erneut, wie wichtig es für die Kirche sei, Menschen umfassend zu begleiten, egal in welcher Situation. „Der Mensch ist nicht nur Leib, sondern auch Seele.“
In der anschließenden Fragerunde nahm der Weihbischof dann Stellung zu den auch kritischen Einlassungen der Zuhörer, die sich mehr Unterstützung von der Kirche wünschten. Der Weihbischof betonte, dass für Priester immer Zeit sein sollte, sich um Kranke und Alte zu kümmern und ein offenes Wort für die Angehörigen zu haben. „Wir können als Kirche nur gewinnen, wenn wir auf diesem Gebiet überzeugend sind.“
Zum Abschluss dankte Kaplan Dr. Oliver Rothe dem Weihbischof. Er verwies auf die nächsten Veranstaltungen der Reihe im Juni. Am 5. Juni ist Benediktinerpater Anselm Grün zu Gast. Am 12. Juni folgt Dr. Manfred Lütz.
Text und Foto: Michael Lammers