25.05.2023
Pfingsten - Vielfalt der Sprachen - Einheit im Verstehen

Die Pfingsterzählung aus der Apostelgeschichte (2,1-11) treibt so mancher Lektorin und so manchem Lektor die Schweißperlen auf die Stirn. Es ist eine echte Herausforderung, die dort stehenden Ländernamen alle korrekt auszusprechen: „Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten…“ Manchmal sagen die Pfarrer den Lektoren: „Ach, lassen Sie die Namen doch einfach weg, die kennt ja doch niemand…“! Das ist leicht gesagt. Doch damit wäre ein ganz wesentlicher Inhalt vom Pfingstfest gestrichen. Damit wäre ein zentraler Aspekt von Kirche ausgeklammert. Von Ihrer Geburtsstunde an spricht die Kirche in vielen unterschiedlichen Sprachen und ist doch eins in demselben Geist. Darum geht es am Pfingstfest. Die vielen Sprachen und Kulturen öffnen einen weiten Horizont. Er führt über die politischen und kulturellen Grenzen hinaus. Der Heilige Geist wirkt in der Vielfalt der Sprachen und er bewirkt die Einheit im Verstehen. Ein pfingstliches Wunder! Die pfingstliche Erkenntnis lautet: Die Fremden sind unsere Freunde, weil sie Freunde Gottes sind! Damit verbietet sich jede nationale Arroganz, jede Überheblichkeit anderen Sprachen und Kulturen gegenüber. Gott schenkt uns durch andere Menschen etwas, was ich nur durch sie erfahren kann. Wie schön wäre es, wenn unsere Kirche sich zeigen und bewähren könnte als eine im Heiligen Geist geeinte Verschiedenheit. Einheit in Vielfalt. Das ist meine Hoffnung für unsere Welt. Das ist mein Pfingstwunsch für Sie und für Euch.
Stefan Notz, Propst