23.05.2023
Osterzeit - Zeit für mich - Zeit für Gott

Im Evangelium des 7. Sonntags der Osterzeit betet Jesus. Er betet nicht für sich selbst, sondern für uns: „Für sie bitte ich; für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir“. vgl. Joh17,9. Jesus betet um Einheit, die wegnimmt, was trennt. In einer Predigt erzählt Prof. Klaus Müller aus Münster folgende Begebenheit: Im Jahr 1888 starb in Roermond ein Ehepaar, die Frau wenige Monate nach dem Mann. Die beiden waren konfessionsverschieden gewesen, er katholisch, sie evangelisch. Wegen des Streits der Konfessionen war es strikt untersagt, dass beide in einem gemeinsamen Grab bestattet wurden. Aber weil die Verwandten wussten, wie sehr sich die beiden geliebt hatten, ersannen sie einen Ausweg. Der evangelische und der katholische Friedhof lagen direkt nebeneinander und waren nur durch eine Mauer getrennt. So legte man die beiden Gräber mit dem Kopfende unmittelbar an die Trennmauer und zog die Grabsteine so hoch, dass sie die Mauer überragten. Und an der Spitze wurden die beiden verbunden durch einen Marmorstein in der Gestalt zweier Hände, die einander festhielten. Jesus betet für uns, für seine Kirche. Er betet um die Macht der Liebe. Die Liebe ist erfinderisch. Keine Trennung kann ihr widerstehen. Je mehr die Kirche sich auf diese Botschaft besinnt wird sie sein können, wozu es sie überhaupt gibt. Darum beten wir in diesen Tagen.
Propst Stefan Notz