20.03.2016
Spirituelle Domführung die Dritte

Wie schön ist unser Dom....

Auch zur dritten "Spirituellen Domführung" konnte Kaplan Dr. Oliver Rothe erneut eine große Zahl interessierter Teilnehmer begrüßen, wegen der auch diesmal erwarteten großen Nachfrage sogar an zwei Terminen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfuhren durch Betrachten und Hören, Beten und Singen eine meditative Atmosphäre, die die Eindrücke und Informationen der Führung auch spirituell wirksam werden ließen. Genau das ist das Anliegen, dass Kaplan Rothe auch mit den bisherigen Führungen verfolgte.
Diesmal wurden Orte und Elemente vorgestellt, die allen Gläubigen gemeinhin zwar vertraut, sich aber in manchen Einzelheiten doch noch als unbekannt herausstellten.
Die Führung begann im nur durch das Licht der Osterkerze erleuchteten Hochchor, und um die Osterkerze ging es auch.
Sie symbolisiert die Opferhandlung Jesu im Kreuzestod und seinen im Exsultet besungenen Sieg über den Tod - das tiefste Geheimnis der Osternacht. Die Weihe der Kerze mit den auf ihr angebrachten symbolischen Elementen soll den gläubigen Christen daran erinnern, dass er selbst in der größten Verlassenheit nicht allein ist .
"Karfreitag ist überwunden. Das Kreuz bildet als Siegeszeichen die Mitte der Osterkerze", so Kaplan Rothe. Bei der Prozession in der Osternacht wird im Gesang das "Lumen Christi" des Priesters von der Gemeinde mit "Deo gratias" beantwortet: Christus lebt, Gott will uns nahe sein. Die Osterkerze bricht durch die Liebe Christi die Dunkelheit der Osternacht auf.
Mit dem Entzünden weiterer Lichter an der Osterkerze wurde diese Erfahrung durch den immer heller werdenden Chorraum konkret.
Zweite Station der Führung war die Sakristei, für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein bislang unbekannter Ort. Kaplan Rothe stellte die liturgische Kleidung des Priesters vor, die den Rollenwechsel des Priesters von der Privatperson zum Werkzeug und Boten Christi verdeutlicht. Alle Kleidungsstücke haben dabei ihre besondere Bedeutung: Das Schultertuch symbolisiert als Schweißtuch den Dienst des Priesters an der Gemeinde, die Albe erinnert an das weiße Taufkleid, die Stola ist Symbol für das Joch, das Jesus auf sich genommen hat, und das Gewand (Kasel) greift das Bild vom Zelt Gottes auf. Kaplan Rothe erläuterte die nach dem 2. Vatikanischen Konzil in Kraft getretenen Änderungen und betonte, dass die Schönheit und wertvolle Ausschmückung des priesterlichen Gewands nie der Person des Trägers, sondern immer und ausschließlich seiner Aufgabe gelte.
Abschließend begab sich die Gruppe noch einmal in den Altarraum des Hochchores zum Tabernakel, der sich dort in einem eindrucksvollen Sakramentshaus (niederländischer Barock, 1714) befindet. Das Tabernakel (lat. tabernaculum = Hütte, Zelt) erinnert auch durch den in seinem Inneren befindlichen Vorhang an das Zelt, ein Bild, das aus der Frühzeit der Kirche stammt. Das auf dem Text von Thomas von Aquin (Adoro te devote, 1263) beruhende Lied "Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir", das vor dem Tabernakel angestimmt wurde, verlieh dem Ort eine besondere Stimmung. Im Tabernakel ist die Gegenwart Christi besonders "greifbar". So wie das Brot der Eucharistie kein gewöhnliches Brot ist, so ist im Allerheiligsten die Gegenwart Gottes und seines Sohnes eine besondere, die sich in der Anbetung der Gläubigen zeigt. Die Kirche mit dem Zeichen des "Ewigen Lichts" wird so zum Ort des Lebens.
In diesem Bild schloss sich dann auch der Kreis zurück zur Osterkerze. Osterkerze und Ewiges Licht sind nicht nur einfach Symbole. Sie fordern uns als Christen unserer Zeit auf, Träger dieses Lichts für die Welt zu sein.
Text und Fotos: Jochem Int-Veen
www.dombauverein.de