'Du kannst dir kein Bild davon machen'. »Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott, deinem Herrn, und nicht von den Menschen, die seine Geschöpfe sind« So formuliert es der Schriftsteller Max Frisch. Und doch - wir Menschen sind sinnliche Wesen. Wir sind auf Bilder angewiesen, um zu Einsichten zu kommen. Wir greifen zu Symbolen, um den Heiligen Geist und sein Wirken darzustellen: Wasser, Feuerzungen, Sturm, Atem. Aber damit haben wir ihn nicht im Griff. Wir haben das Geheimnis Gottes nicht in der Hand, als wäre er ein Prachtexemplar des kirchlichen Inventars, über das wir verfügen und das wir nach Bedarf unters Volk bringen. Die Heiligste Dreifaltigkeit ehren wir am Sonntag nach Pfingsten. Wir ehren den einen Gott, der in die konkrete Geschichte eingegangen ist. Gott schreibt Geschichte in Jesus Christus. Ulrich Lüke (Münster) schreibt: „Der unendliche Gott wird endlich, er endet, ja verendet am Kreuz. Der ewige Gott wird zeitlich, der Herr aller Zeit wird ein Kind seiner Zeit, ein Mensch unserer Zeit. Der allmächtige Gott wird machtlos als Wickelkind, er wird ohnmächtig als Kreuzträger. Der unbegreifliche Gott wird greifbar, aufgreifbar und angreifbar im Menschen Jesus Christus. Der unendliche Gott erschließt im Auferstandenen unserem endlichen Todeshorizont die grenzenlose Unendlichkeit seines Lebens.“ Ich wünsche allen einen gesegneten Sonntag.
Stefan Notz